FrenchC10

Kaliski, Erwin (2129)
Neininger, Ralph (2101)

Frankfurt Ch A 2017 (6.4)
Ffm-Höchst, BiKuZ, 2017


1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sd2 dxe4 4. Sxe4 Ld7 5. Sf3 Lc6 6. Ld3 Sd7 7. O-O Sgf6 8. De2 Sxe4 9. Lxe4 Lxe4 10. Dxe4 c6 11. Lg5 Le7 12. Lxe7 Dxe7 13. Tfe1 O-O 14. Te2 Db4 15. c3 Da5 16. Dh4 Tad8 17. a3 Df5 18. Tae1 Sf6 19. h3 c5 20. Te5 Dc2 21. T1e2 Dc1+ 22. Kh2 cxd4 23. Sxd4 Td5 24. Dg3 Tfd8 25. De3 Dxe3 26. T2xe3 a6 27. Kg3 Kf8 28. Kf3 Ke7 29. g3 Kd6 30. Txd5+ Sxd5 31. Td3 b5 32. Ke2 g5 33. Sc2 Kc5 34. Td4 Td6 35. Se1 In etwa dieser Stellung kam ich wieder mal am Brett vorbei, und entschloss mich nicht nur wegen der interessanten Stellung (ausgeglichen: ja, ungefährlich: nein!) diese zu beobachten. Weiß hatte etwa 30 Minuten Bedenkzeit übrig, Schwarz nur etwa 60 Sekunden. Beide(!) hatten mitgeschrieben und Schwarz blieb "cool"! 35... f6 36. Kd2 a5 37. Kc2 Tb6 38. f4 gxf4 39. Sd3+ Kc6 Bis hierher hatten Beide eine laut Houdini fehlerfreie, und doch wie ich meine komplizierte Partie abgeliefert. Verlieren wollte keiner, Remis anscheinend auch nicht. Es ist Weiß, der nun den ersten Fehler macht: 40. Sxf4!? 40. gxf4 lässt den Vorteilszeiger einfach weiter bei Null stehen und nichts passiert. Schwarz, äußerlich völlig ungerührt und nur Sekunden von einer Niederlage entfernt, sieht den Fehler und zieht das erstaunliche: 40... Se3+ 41. Kd3 e5 42. Kxe3 exd4+ 43. Kxd4 b4!? Houdini tadelt! Unter Druck spielt es sich wohl doch leichter. Kaum ist ein durchaus entscheidender Vorteil erreicht, wird dieser fast umgehend an eine Springer-gerechte Stellung zurückgegeben. 44. axb4 axb4 45. c4 Tja, so ein Freibauer kann doch trügerisch sein. Warum nicht so: 45. Sd5 bxc3 46. bxc3 (46. Sxb6?? cxb2 und Scharz gewinnt) 46... Tb8 47. Sxf6 sieht vielversprechender für Weiß aus, gerade wenn keine additive Zeit vorhanden ist, ist aber erst mal laut der Maschine ein objektives Remis 45... Tb7 46. Sd5 f5 47. b3 Liebe Kinder, gebt fein Acht: nicht jeder gedeckte Freibauer ist auch ein Sieggarant. b2 war noch eher zu verteidigen, nun ist er eine Schwäche auf b3 geworden. 47... Tg7 48. Sxb4+ Kb7 49. Ke5 Txg3 50. Kxf5 Txb3 qed, sagte der Professor! 51. Sd5 Txh3 52. Kg5 Kc6 53. Sf4 Th1 54. Sd3 Td1 55. Se5+ Kc5 56. Kh6 Th1+ 57. Kg7 h5 58. Kh6 h4 59. Kh5 h3 60. Sd3+ und hier schickt Houdini die ersten Mattansagen in die Welt. Der Rest ist Technik und wegen der wieder aufkommenden Zeitnot reine Nervensache, aber das scheint für Schwarz ja kein Problem. 60... Kxc4 61. Sf2 Th2 62. Se4 Tg2 63. Kh4 h2 64. Sg3 Txg3 65. Kxg3 h1=D 66. Kg4 Kd5 67. Kf5 Df3+ 68. Kg5 Ke6 69. Kg6 Dg4+ 70. Kh7 Kf6 Sicher diskutabel, wenn man bedenkt, dass ich mehr zufällig zu den Zuschauern im entscheidenden Moment gehörte. Aber die Präzision der Zugführung beider vor der Zeitkontrolle, die unglaubliche Abgebrühtheit in hochgradiger Zeitnot im 40. Zug, und die spannende Fortführung lassen mir keine Wahl: das ist meine persönliche Nominierung für die "Beste Partie der Runde". Und die ist ja schliesslich nicht ausschlaggebend für die entgültige Bestimmung. 0-1 [hdp,cttc]